Mit Brave New World beginnt eine neue Ära im MCU – und mit ihr ein neuer Captain America. Anthony Mackie übernimmt das ikonische Schild, tritt damit in die Fußstapfen von Steve Rogers und muss sich beweisen. Doch Sam Wilson ist kein Super-Soldat, kein Produkt eines Experiments. Er ist ein Mann mit Prinzipien, Überzeugungen und einem tief verwurzelten Sinn für Gerechtigkeit. Kann er ohne Serum, ohne Hightech-Anzug bestehen? Brave New World liefert eine klare Antwort: Ja – und wie!
Ein Spiel um Macht, Intrigen und die Wahrheit
Die Handlung setzt ein, als Sam Wilson nach einem Treffen mit dem frisch gewählten US-Präsidenten Thaddeus Ross (Harrison Ford in seinem MCU-Debüt) plötzlich im Zentrum eines internationalen Konflikts steht. Ein verborgenes, skrupelloses Netzwerk zieht im Hintergrund die Fäden und droht, die Welt ins Chaos zu stürzen. Während Sam versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen, gerät er ins Visier von Feinden, die mächtiger sind, als er es erwartet hätte. Doch wie jeder gute Captain America weiß: Manchmal bedeutet Heldentum nicht, den Kampf zu gewinnen – sondern ihn überhaupt erst zu führen.
Ein Captain ohne Superkräfte – und gerade deshalb gefährlich
Das MCU hat sich oft mit der Frage beschäftigt, was einen wahren Helden ausmacht. Bei Tony Stark war es sein brillanter Verstand, bei Steve Rogers seine unerschütterliche Moral. Doch was macht Sam Wilson aus? Brave New World erforscht genau diese Frage – und die Antwort liegt nicht in übermenschlicher Stärke, sondern in Willenskraft und Überzeugung.
Sam nutzt natürlich die Technologie, die ihm zur Verfügung steht, doch im Kern bleibt er ein Kämpfer und Kind der Straße. Seine Action-Szenen sind geerdet, hart, direkt – Nahkämpfe mit roher Intensität, geschickte Nutzung der Umgebung, improvisierte Waffen, wenn er keinen Zugriff auf Anzug oder Schild hat. Ein Kampf mit bloßen Fäusten und Messern kann hier genauso spannend sein wie eine groß angelegte Explosion. Es ist ein Ansatz, der ihn spürbar von Steve Rogers unterscheidet – und genau das macht ihn so faszinierend. Auch er versucht es mit Menschlichkeit, spricht auf das Gewissen an – was mancher Gegner hat, oder auch eben nicht. Aber auch er weiß, wann er weniger reden und mehr zuschlagen muss. Natürlich ist er im Prinzip auch ein Mann im Anzug – aber auch ohne Anzug ein Mann, der nicht aufgibt und weitermacht. Immer wieder hinterfragt er, ob Steve die richtige Entscheidung getroffen hat, ihn als Nachfolger auszuwählen. Und ich finde, mit diesem Film zeigt er, dass er das sehr wohl ist. Denn auch, wenn er kein Serum in sich trägt, hat er dennoch Lebenserfahrung und weiß für das Gute einzustehen und sich nicht aufhalten zu lassen, nur weil es „einfacher wäre“.

Ein Cast voller Charaktere mit Ecken und Kanten
Ein Held ist nur so gut wie die Menschen um ihn herum – und Brave New World bringt eine spannende Mischung an alten und neuen Gesichtern ins Spiel. Unterstützt wird er von einem diversen und interessanten Cast, der einige neue und bekannte Charaktere bereithält. Danny Ramirez kehrt als Joaquin Torres zurück und bringt als witziger Sidekick eine Leichtigkeit in die Geschichte, bleibt aber leider etwas blass, da sein Charakter nicht genug Tiefe bekommt. Shira Haas als Ruth Bat-Seraph alias Sabra, eine ehemalige Black-Widow-Agentin, startet als eher nervige Figur, gewinnt aber schnell an Profil und entpuppt sich als eine der spannendsten Neuzugänge, den man gern wiedersehen würde – vielleicht als Widow Nachfolgerin? Dafür weiß man noch zu wenig über sie. Harrison Ford überzeugt als einerseits charismatischer, aber zwiespältiger Thaddeus Ross, der als US-Präsident mehr Hintergrund bekommt und dadurch ein wenig Tiefe bekommt, die aber nicht ganz durchdringen möchte. Die Antagonisten des Films, gespielt von Giancarlo Esposito als Seth Voelker und Tim Blake Nelson als The Leader, sind ein gut abgestimmter Gegner-Cast. Während Esposito mit seiner Präsenz die Leinwand dominiert, bleibt Nelson eher im Hintergrund und zieht dort die Fäden – ein Kontrast, der die Bedrohung noch greifbarer macht.
Eine besondere Rolle spielt auch Carl Lumbly als Isaiah Bradley. Seine Geschichte als vergessener Supersoldat, der vom US-Militär missbraucht wurde (siehe hier auch Falcon and the Winter Soldier), gibt dem Film eine emotionale Tiefe, die allerdings nicht genug ausgeschöpft wird. Er dient Sam als moralischer Kompass, als Mahnung, was eine Regierung mit einem Supersoldaten und ihren Kämpfern anstellen kann – doch leider tritt dieser Erzählstrang zu sehr in den Hintergrund. An dieser Stelle hätte ich mir mehr Mut zu seiner Geschichte gewünscht.

Mehr Agenten-Thriller als klassische Superhelden-Action
Wer erwartet, dass Brave New World ein reines Action-Feuerwerk ist, wird überrascht sein. Der Film schlägt eine ernste, fast schon politische Richtung ein und fühlt sich eher wie ein moderner Agenten-Thriller an als ein klassischer Superheldenfilm. Sam gerät in einen Konflikt, der weit über einfache Schurkenjagden hinausgeht – und er muss sich fragen, ob er seine neue Rolle einnimmt und zurücktritt, wenn ein Politiker ihn in die Schranken weist, oder er auf sein Gewissen hört und das macht, was in dem Moment vielleicht nicht das Richtige, aber Menschliche wäre.
Der Film scheut sich nicht davor, brisante Themen anzusprechen – Korruption, Machtmissbrauch, moralische Grauzonen. Captain America war schon immer mehr als nur ein Kämpfer – er war ein Symbol. Doch in einer Welt, die sich verändert hat, muss auch dieses Symbol neu definiert werden.
Das CGI in Captain America: Brave New World liefert ein gemischtes Bild. Während einige Szenen beeindruckend umgesetzt wurden – insbesondere die dynamischen Kampfmomente und die Weitwinkelaufnahmen der actiongeladenen Setpieces – gibt es leider auch Augenblicke, in denen die Effekte nicht ganz überzeugen können. Gerade bei bestimmten Greenscreen-Hintergründen fällt auf, dass die digitale Nachbearbeitung nicht immer auf höchstem Niveau ist. Es gibt Szenen, in denen das CGI nahtlos mit der realen Umgebung verschmilzt, aber auch Sequenzen, in denen es eher künstlich wirkt und das Eintauchen in die Story etwas erschwert. Hier wäre eine einheitlichere Qualität wünschenswert gewesen, um die intensive Atmosphäre des Films noch stärker zu unterstützen. Der Spoiler wegen gehe ich an dieser Stelle nicht weiter darauf ein.
Fazit – Ein mutiger Schritt in eine neue Ära
Captain America: Brave New World ist nicht perfekt, aber er ist mit Sam als Cap mutig. Er wagt es, das MCU in eine ernstere, geerdetere Richtung zu lenken, ohne dabei die Wurzeln des Franchise zu vergessen. Anthony Mackie trägt den Film mit Charisma und Herz – und auch wenn sein Captain America noch seinen Platz in der Welt sucht, ist eines sicher: Dieser Weg lohnt sich.
[Und ja – es gibt eine After-Credit-Scene. Und Cameos.]
Vielen Dank für die Einladung zur Pressevorführung.