Was passiert, wenn ein introvertierter Codeknacker zur Ein-Mann-Armee wird – da liefert „The Amateur“ eine spannende Antwort. Auch, wenn nicht jede Entscheidung überzeugt. Der Thriller von Regisseur James Hawes (bekannt aus Slow Horses und Black Mirror) wirft Dich mitten hinein in eine düstere Jagd auf Terroristen, bei der ein unscheinbarer Bürohengst plötzlich selbst zur Waffe wird.
Vom Schreibtisch zur Straße – Der stille Rächer erwacht
Charlie, gespielt von Rami Malek (Bohemian Rhapsody), ist alles andere als ein typischer Actionheld. Als stiller CIA-Decoder lebt er zurückgezogen, fernab vom Feld – bis ein Anschlag in London alles verändert. Seine Frau stirbt, und die Behörde tut: nichts. Statt sich der Bürokratie zu beugen, greift Charlie zur Selbstjustiz. Was folgt, ist ein persönlicher Rachefeldzug gegen ein Netzwerk aus Terror und Verrat – und das ausgerechnet von jemandem, der sonst nur mit Zahlen und Codes hantiert. Das Grundkonzept klingt stark – und trägt den Film über weite Strecken. Vor allem Rami Maleks Spiel als gebrochener, aber entschlossener Mann überzeugt. Seine Wandlung vom Nerd zum Rächer ist glaubhaft, wenn auch manchmal etwas zu glatt. Die Action bleibt eher geerdet als überdreht, was für Thriller-Fans erfrischend sein dürfte. Aber: Der Film verliert gelegentlich Tempo und Spannung – vor allem in den ruhigeren Passagen, in denen man sich fragt, ob da nicht mehr drin gewesen wäre.
Rachel Brosnahan (The Marvelous Mrs. Maisel) und Laurence Fishburne (The Matrix) liefern solide Nebenrollen ab, bleiben aber oft hinter Maleks düsterem Solo zurück.
Neuverfilmung mit eigener Note
Wer bei dem Titel aufhorcht, hat recht: Der Film basiert auf Robert Littells Roman The Amateur, der schon 1981 unter dem deutschen Titel Der zweite Mann verfilmt wurde. Doch während die damalige Version eher im Kalten Krieg verankert war, verlegt Hawes die Handlung in unsere Gegenwart – mit Drohnen, Datenüberwachung und globalem Terror.
Hört euch gern dazu die Besprechung von Stu vom Tele-Stammtisch und mir an:
Wer auf Action à la Bourne hofft, könnte enttäuscht werden.