Brady Corbet liefert mit Der Brutalist ein intensives Porträt eines kompromisslosen Künstlers, das zugleich fasziniert und herausfordert. Im Mittelpunkt steht der ungarisch-jüdische Architekt László Tóth, gespielt von einem eindringlichen Adrien Brody. Nach den Schrecken des Holocaust wagt er 1947 einen Neuanfang in den USA. Doch sein Streben nach künstlerischer Integrität stößt auf die unnachgiebige Realität der Auftraggeber. Als der Industrielle Harrison (Guy Pearce) ihm die Chance seines Lebens bietet – ein monumentales Kulturzentrum zu entwerfen – beginnt ein Ringen zwischen Vision und wirtschaftlichen Erwartungen.
Mit einer epischen Laufzeit von 215 Minuten, aufgeteilt in zwei Akte mit einer Pause, nimmt sich Der Brutalist Zeit für große Bilder und leise Zwischentöne. Gedreht auf 70-mm-Film im VistaVision-Format, ist der Film eine visuelle Hommage an den Brutalismus – einen Baustil, der von rohem Beton, klaren Linien und kompromissloser Funktionalität geprägt ist. Paul Rudolphs wuchtige Architektur oder Kenzo Tanges ikonische Bauten lassen grüßen. Doch Corbet nutzt diese Ästhetik nicht nur als Kulisse, sondern als Spiegel für Laszlós Innenleben.

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Die Frustration des Protagonisten ist spürbar. Wer selbst kreative Arbeit leistet, wird sich in seiner Wut wiederfinden: Kunden, die sich einmischen, dritte Meinungen, die das Projekt ins Wanken bringen – Laszló lehnt all das ab. Er ist stur, wortkarg und lässt seine Werke für sich sprechen. Und das funktioniert: Seine Gebäude überraschen, irritieren und hinterlassen Spuren. Manche Bilder brennen sich regelrecht ein – etwa die gedrehte Freiheitsstatue, ein Symbol für Laszlós innere Zerrissenheit zwischen Anpassung und Selbstverwirklichung.
Ich war auch zu Gast beim Tele-Stammtisch:
Doch so kompromisslos der Film in seiner Ästhetik ist, so hätte er erzählerisch an manchen Stellen Straffung vertragen. Einige Passagen sind mitreißend, andere wirken unnötig langgezogen. Dennoch belohnt der Film seine ZuschauerInnen mit tiefgehender Symbolik, starken Performances und einem intensiven Score von Daniel Blumberg (The World to Come).

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Kein Wunder, dass Der Brutalist bei den Golden Globe Awards 2025 gleich siebenmal nominiert wurde und drei Preise abräumte – darunter Bester Film – Drama, Beste Regie für Corbet und Bester Hauptdarsteller für Brody. Bereits bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig wurde Corbet mit dem Silbernen Löwen für die beste Regie ausgezeichnet.
Ein Film für LiebhaberInnen von historischen Dramen, für alle, die Kunst als Kampf verstehen – und für jene, die wissen, dass wahre Größe oft erst im Widerstand entsteht.
Vielen Dank für die Einladung zur Pressevorführung.