Steven Soderbergh hat es wieder getan – mit „Black Bag – Doppeltes Spiel“ serviert er einen hochspannenden Agentenfilm, der sich nicht in Explosionen verliert, sondern die feinen Risse in der Psyche seiner Figuren seziert. Elegant, pointiert und bitterböse – so lässt sich dieser Spionage-Thriller am besten beschreiben, der statt Hochglanz-Action lieber ein fein gedecktes Dinner mit tödlichen Untertönen präsentiert.
Im Zentrum stehen George und Kathryn Woodhouse, gespielt von Michael Fassbender und Cate Blanchett – ein Paar, wie es im Buche steht. Charmant, elegant, professionell. Doch unter der glänzenden Oberfläche brodelt es, denn beide sind Agenten, beide führen ein Doppelleben, und beide wissen nicht, was der oder die andere wirklich tut. Als Kathryn plötzlich des Hochverrats verdächtigt wird, steht George vor einer alles entscheidenden Frage: Treue zur Ehe oder zum Vaterland?

Soderbergh packt diese Frage in eine Szene, die so skurril wie genial ist: ein Dinner mit Wahrheitsserum im schicken Londoner Stadthaus des Paares. Eingeladen sind nur die Verdächtigen – ein Ensemble, das perfekt aufeinander abgestimmt ist: Marisa Abela als kühle Überwachungsexpertin, Tom Burke als unberechenbarer Draufgänger, Naomie Harris als tiefblickende Psychologin und Regé-Jean Page als aalglatter Colonel. Abgerundet wird das Ganze durch Pierce Brosnan, der als Chef der Agentur eine Rolle spielt, die kleiner ist, ihm aber wirklich steht.
Was folgt, ist ein Kammerspiel der Extraklasse. Die Kamera beobachtet, der Schnitt ist messerscharf, das Licht spielt mit dem Misstrauen im Raum. Zwischen Konfessionen, Anklagen und blutigen Überraschungen offenbart sich langsam nicht nur die Wahrheit über die Missionen – sondern auch über Georges dunkle Vergangenheit und seine kaputte Beziehung zum Vater. „Ich mag keine Lügner“, sagt er – und zerbricht dabei selbst an der Wahrheit.
Fassbender brilliert in der Rolle des Mannes, der immer Herr der Lage war und nun mit ansehen muss, wie sein Leben aus den Fugen gerät. Sein Zerfall ist schmerzhaft, ehrlich und manchmal sogar komisch, denn Soderbergh versteht es, Humor und Spannung meisterhaft zu verbinden. Als ZuschauerIn sitzt man auf der Kante deines Kinosessels – und lacht hin und wieder trotzdem bitterböse. Eine Kunst, die nur wenige beherrschen.

„Black Bag“ ist kein Film, der das Spionage-Genre revolutioniert. Das will er auch gar nicht. Stattdessen liefert er eine stilvolle, clevere und packende Hommage an die besten Geschichten über Verrat, Misstrauen und versteckte Wahrheiten. Alles – von der schnörkellosen Regie über die präzise Ausstattung bis zum fantastischen Score – wirkt wie aus einem Guss. Ein Puzzle, das sich perfekt zusammenfügt, ohne den Anspruch zu haben, das Rad neu zu erfinden.
Wer genug hat von lautem Agenten-Overkill und stattdessen einen spannenden, sexy und psychologisch tiefgründigen Thriller sucht, der wird mit „Black Bag – Doppeltes Spiel“ genau den richtigen Film im Kino erleben. Soderbergh beweist erneut, dass echte Spannung nicht aus Explosionen entsteht – sondern aus einem simplen Essen unter Menschen, die einander nicht trauen.
Black Bag – Doppeltes Spiel – ab 15. Mai in den Kinos.