Wenn Gier ein Spiel ist und Moral nur eine Option, wie würdet ihr euch entscheiden? Genau diese Frage stellt Squid Game auch in der dritten Staffel wieder in den Mittelpunkt. Das große Serienfinale startet mit sechs intensiven Folgen am 27. Juni 2025 auf Netflix und bringt damit eine der härtesten Gesellschaftskritiken der letzten Jahre zu einem bitteren Ende.
Seong Gi-hun, gespielt von Lee Jung-jae, kehrt nach dem gescheiterten Aufstand aus Staffel 2 zurück. Am Boden zerstört, voller Schuld und Zweifel, wirkt er wie ein Schatten seiner selbst. Doch das tödliche Spiel geht weiter, denn die Organisatoren scheinen mächtiger denn je und zwingen Gi-hun sowie weitere überlebende SpielerInnen in eine neue Runde grausamer Prüfungen. Jede Entscheidung wiegt schwer. Und jede Niederlage kostet Leben.
Wie immer steht der Preispool von 45,6 Milliarden Won im Raum, doch der Preis wirkt angesichts der Verluste zunehmend bedeutungslos. Mit jeder ausgeschiedenen Person wächst der Geldtopf um weitere 100 Millionen Won, aber auch das Leid, das jedes Spiel und jede Entscheidung verursacht. Einige der Tode sind so tragisch und menschlich inszeniert, dass sie einen regelrecht zermürben. Ihr werdet euch unweigerlich fragen, ob es für diese Menschen überhaupt jemals auch nur den Hauch einer Chance gab – oder gar Hoffnung.
Dennoch wird Spieler 456 erneut hineingezogen, in neue Prüfungen, die weniger wie Kinderspiele, sondern eher wie brutale Labyrinthe aus Geschicklichkeit, Instinkt und Schuldgefühlen wirken. Jede Entscheidung zählt, und diesmal wiegen sie schwerer als je zuvor. Die Staffel schafft es, euch als ZuschauerInnen regelmäßig an die Grenze zu bringen, denn mit jedem weiteren Spiel wächst die Frage: Gibt es überhaupt noch Hoffnung für irgendwen? Oder hat das System längst alle Menschlichkeit ausgespielt?
Besonders stark bleibt die Auseinandersetzung mit der Moral, denn manche SpielerInnen handeln aus Angst, andere aus Überzeugung. Doch alle kämpfen am Ende um mehr als nur das Preisgeld von ₩45,6 Milliarden. Sie kämpfen um ihre Würde, ihre Schuld, ihr Gewissen. Und nicht alle schaffen es, lebendig herauszukommen, wie man es bereits aus den vorherigen Staffeln kennt. Manche Tode sind so tragisch inszeniert, dass sie nachwirken und die Frage in euch aufwerfen, ob die Figur nicht doch eine zweite Chance verdient hätte, gerade weil man diese Figur sehr mochte. Aber würde das zu einer koreanischen Serie wie Squid Game passen? Wohl kaum.
Weniger überzeugend fällt hingegen die Nebenhandlung um den ehemaligen Polizisten Hwang Jun-ho aus, der sich noch immer auf der Suche nach seinem Bruder und der Wahrheit befindet. Die Szenen auf dem Boot wirken leider oft spannungsarm und bremsen das Tempo, es fehlt einfach der Faktor Zeit, der besser hätte genutzt werden können. Natürlich zählt jeder Tag, jede Stunde, jede Minute, aber davon lässt die Serie die ZuschauerInnen nichts spüren. Auch die Storyline rund um die Wächterin Kang No-eul kommt nicht richtig in Fahrt und hätte mehr Tiefe verdient, denn auch wenn sie sich mit dem Organhandel auseinandersetzt und einen für sie wichtigen Charakter retten will, steht die Serie hier hin und wieder still. Aber selbst wenn einige Nebenstränge nicht ganz zünden, bleibt die Hauptgeschichte stark und tragisch bis zur letzten Minute.
Ein exzentrischer Charakter wie Thanos aus Staffel 2 fehlt leider komplett, denn diese kuriose Note war es, die vorher einen interessanten Kontrast zum Horror der Spiele bot und somit ausbleibt. Die Nachwirkungen seines Tuns sind zwar noch spürbar, aber eher nur ein Abziehbild seiner Figur. Trotzdem gelingt der Serie ein Abschluss, der der ein oder anderen ZuschauerIn sicherlich nicht gefallen wird. Mit starker Bildsprache, schmerzhaften Momenten und einem kompromisslosen Blick auf das menschliche Dasein wird in die Zukunft der Squid Games ein Ende erzählt, das vielleicht auch einen Anfang an anderer Stelle bilden kann. Ob es eine amerikanische Squid Game Version geben wird, bleibt abzuwarten. Mit diesem Ausblick in der letzten Episode scheint es jedenfalls so.
Ein finaler Akt, der noch lange nachwirkt. Squid Game Staffel 3 ist ein intensives, moralisch aufgeladenes Finale, das euch mit harter Gesellschaftskritik, emotionalen Momenten und düsteren Bildern zurücklässt. Gi-huns Reise endet dort, wo alles begann: im Schatten des Spiels, nur diesmal mit noch mehr Schuld, mehr Fragen und weniger Hoffnung.
Besprechung mit dem Tele-Stammtisch
Mit Elias und Valentin besprachen wir, ob wir uns ein Spin-Off vorstellen könnten und wie wohl ein Korean Squid Burger geschmeckt hätte.
Ihr könnt die 3. Staffel von Squid Game ab dem 27. Juni 2025 auf netflix sehen.