Regisseurin Kelly Marcel, bekannt für ihre Arbeit an Cruella, Fifty Shades of Grey, Venom und Venom: Let There Be Carnage, bringt mit Venom: The Last Dance die dritte Fortsetzung der düsteren Symbionten-Saga auf die Leinwand. Tom Hardy, der nicht nur erneut in die Rolle des Eddie Brock schlüpft, sondern auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, steht im Zentrum der Story. Doch trotz der verheißungsvollen Ansätze bleibt der Film hinter den Erwartungen zurück. Viele Handlungselemente wirken halbgar, und was als actionreiches Finale gedacht war, entpuppt sich als Flickwerk aus Logikfehlern, Vorhersehbarkeit und verpassten Chancen.
Eine direkte Fortsetzung, die ihren Schwung verliert
Der Film setzt unmittelbar nach der Post-Credit-Szene von Spider-Man: No Way Home an: Eddie Brock und sein Symbiont Venom befinden sich erneut in einer Bar im Earth-616-Multiversum und sind dort gefangen, bis sie plötzlich in ihre eigene Welt zurückgeschleudert werden. Dort stellt Eddie fest, dass er von der Polizei wegen des angeblichen Todes von Detective Mulligan aus dem zweiten Teil gesucht wird – mit Venoms Hilfe plant er, nach New York zu reisen, um seinen Namen reinzuwaschen. Doch es kommt alles anders.
Obwohl dieser Einstieg für Fans des Marvel-Universums eine gelungene Fortsetzung verspricht, wird die Spannung schnell durch zahlreiche Handlungslücken gedämpft. Die Geschichte um Eddie und Venom, die versuchen, dem Gesetz zu entkommen, bietet zwar einige spannende Action-Sequenzen, bleibt jedoch an vielen Stellen vorhersehbar. Schon zu Beginn können ZuschauerInnen erahnen, wohin die Reise geht: Sobald Eddie auf der Suche nach festem Schuhwerk scheitert und eine Szene gezeigt wird, in der eine Wissenschaftlerin in einem geheimen Labor ihre Turnschuhe offen in den Schrank stellt, erahnt man, dass Eddie dort irgendwann ankommt und sich diese schnappt. Eddie, der Venom schon zahlreiche Köpfe hat abbeißen sehen, bekommt auf einmal bei einer Person Gewissensbisse, die umgekommen ist – um sie einige Momente später auch schon wieder zu vergessen. Solche Vorhersehbarkeiten ziehen sich durch den gesamten Film und nehmen dem Geschehen die Spannung.
Knull – Der große Antagonist mit enttäuschendem Auftritt
Eines der größten Highlights, das der Film zu bieten hat, ist die Einführung von Knull, dem uralten Schöpfer der Symbionten, gespielt von Andy Serkis. Knull hasst das Licht und ist älter als die Celestials und wurde mit der Zeit von seiner eigenen Schöpfung eingesperrt, um die Dunkelheit abzuhalten, die von ihm ausgeht. Er gilt als stärkster von allen und wird so sehr gefürchtet, dass Venom seinen Namen kaum auszusprechen vermag. Knulls Jäger durchstreifen die Multiversen auf der Suche nach dem Kodex – einer Reliquie, die Knull aus seinem Gefängnis befreien kann. Der Film erklärt (zu oft), dass Eddie und Venom diesen Kodex in sich tragen, da Venom Eddies Leben im ersten Teil gerettet hat. Nur wenn sie sich vollständig zu Venom verwandeln, wird der Kodex sichtbar für die Jäger, die ihn kilometerweit aufspüren und verfolgen können. Ansonsten bleiben die beiden verborgen.
Die Einführung von Knull, die besonders von Fans der Comics heiß erwartet wurde, ist durchaus gelungen. Seine Präsenz auf der Leinwand strahlt eine Bedrohung aus, und die Art und Weise, wie seine Jäger auf die Jagd nach Eddie und Venom geschickt werden, sorgt für eine düstere Atmosphäre. Doch leider bleibt Knull, so spannend er auch inszeniert wurde, am Ende nur eine Randfigur. Statt seinen Handlungsstrang konsequent auszubauen, verliert der Film das Interesse an ihm und lässt ihn letztlich (an dieser Stelle) fallen. Die Möglichkeiten, die mit der Einführung dieser ikonischen Figur einhergehen, werden so leider nicht ausgeschöpft und es bleibt abzuwarten, ob wir jemals irgendwen aus dem Marvel Universum gegen ihn antreten sehen.
Neue Figuren – Mit wenig Tiefgang und Logikfehlern
Neben Knull lernen wir auch neue Figuren wie Dr. Payne (Juno Temple) kennen, eine Wissenschaftlerin, die durch einen Blitzeinschlag in ihrer Kindheit ihren Bruder verlor und seitdem mit den Narben – sowohl körperlich als auch seelisch – zu kämpfen hat. Sie hat sich der Erforschung der Symbionten verschrieben, da dies der Traum ihres verstorbenen Bruders war. Ihr Gegenspieler ist Orwell Taylor (Chiwetel Ejiofor, schon bekannt aus einer anderen Rolle aus Dr. Strange), der die Symbionten als Bedrohung für die Menschheit sieht und alles daran setzt, sie einzufangen.
Auch wenn diese Figuren gut besetzt sind, bleibt ihre Entwicklung flach. Dr. Payne wird zwar als komplex wirkende und verletzliche Person eingeführt, ihre Rolle bleibt aber oberflächlich. Orwell Taylor wirkt ebenso eindimensional und agiert nur als klassischer Antagonist, ohne tiefergehende Motivationen außer den üblichen „Militär will Feind Vernichten“ Ambitionen. Zudem leiden viele Szenen unter groben Logikfehlern. Ein Hightech-Geheimlabor, das Eddie und Venom überall auf der Welt aufspüren kann, bemerkt nicht, dass sich verschiedene Eindringlinge direkt vor Ort befinden? Solche Ungereimtheiten häufen sich und führen dazu, dass man ZuschauerIn immer wieder aus der eigentlichen Geschichte und Atmosphäre gerissen wird. Auch die Art und Weise, wie Venom die Bedrohung in der einen Szene kennt und fürchtet, in der nächsten aber dann komplett ignoriert und alle in Gefahr bringt, hinterlässt einfach nur einen faden Beigeschmack.
Emotionale Leere und schwacher Abschied
Im Mittelpunkt des Films steht eigentlich die Beziehung zwischen Eddie und Venom, die in den bisherigen Teilen als zentrales Element aufgebaut wurde, denn hier soll nun der große emotionale Abschied stattfinden, der die ZuschauerInnen berühren soll. Doch diese emotionale Tiefe will einfach nicht aufkommen. Statt einer emotionalen Achterbahnfahrt fühlt sich der Abschied der beiden Charaktere eher erzwungen an. Die Dialoge zwischen Eddie und Venom, die so oft den Humor der Filme getragen haben, wirken diesmal fad und überstrapaziert.
FSK12 statt FSK18: Zu wenig Mut für Venom
Venom gehört mit zu den brutalsten und furchtlosesten Figuren des Marvel-Universums. Umso enttäuschender ist es, dass sich der Film deutlich an die FSK12-Freigabe hält. Besonders im Vergleich zu Filmen wie Deadpool & Wolverine, der gezeigt hat, dass auch FSK18-Superheldenfilme eine große Fangemeinde haben, wirkt Venom: The Last Dance sehr gezähmt. Die Brutalität, die man von einem Charakter wie Venom erwartet, bleibt bis auf ein paar Momente am Anfang, die wie aus dem Konzept gerissen wirken, auf der Strecke. Das Ergebnis ist ein Film, der sich anfühlt, als hätte er sein Potenzial nicht ausgeschöpft, weil er sich nicht getraut hat, seine Grenzen zu erweitern.
Fazit: Popcorn-Kino mit vielen offenen Fragen
Am Ende bleibt ein Film, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet. Warum so viele neue Handlungsstränge eröffnen, wenn Tom Hardy selbst immer wieder betont, dass dies sein letzter Venom-Film sein soll? Warum so viele logische Ungereimtheiten, wenn doch das Potenzial für eine düstere, emotional fesselnde Geschichte so groß war? Was wird aus Knull? Sehen wir ihn wieder, oder wird er in der Versenkung verschwinden wie so einige vor ihm?
Für Fans von Venom bietet der Film nette Unterhaltung, aber die großen Highlights bleiben aus. Die Einführung von Knull, die zunächst viel verspricht, wird nicht konsequent zu Ende erzählt, und die emotionale Bindung zwischen Eddie und Venom lässt einen eher kalt zurück. Für alle, die sich auf eine packende Fortsetzung gefreut haben, ist Venom: The Last Dance somit eher eine verpasste Chance.
Ab dem 24. Oktober 2024 nur im Kino.
Quelle: Sony Pictures ©2024 CTMG, Inc. All Rights Reserved.
Vielen Dank an VOLL:KONTAKT für die Einladung zur Pressevorführung.